Journalismus

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Protestaufkleber gegen ausufernde Videoüberwachung.

Protestaufkleber gegen ausufernde Videoüberwachung.

Als nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die Videoüberwachung immer mehr ausuferte, habe ich aus Protest auf öffentlichen Toiletten Aufkleber mit der Aufschrift: „Aus hygienischen Gründen wird diese Toilette videoüberwacht“, verklebt. Ich dachte ich könnte damit zumindest einige Wenige wachrütteln, damit die Privatsphäre nicht total in Vergessenheit gerät. Leider hat mich die Realität schon wieder überholt :(

Der stellvertretende Ministerpräsident Russlands Dmitry Kozak, der zuständig ist für die Präsentation der olympischen Winterspiele in Sochi, ließ fast beiläufig folgenden Satz fallen: „Wir haben Überwachungsvideos aus den Hotels, die zeigen wie Menschen die Dusche aufdrehen, den Duschkopf gegen die Wand richten und dann das Hotelzimmer den ganzen Tag verlassen.“ Ich nehme an, dass es sich bei diesen Menschen wegen der Wasserverschwendung um Ökoterroristen handelt. Da sich gerade die Weltprominenz in Sochi aufhält, hat also die russische Regierung demnächst Überwachungsvideos von jedem unter der Dusche und was er sonst so treibt in seinem Hotelzimmer. Wie praktisch, wenn man etwas Material braucht, um einen Regierungsvertreter zu erpressen.

In dieser ohnehin total überwachten Welt, wollen auch die US-Amerikaner Akzente setzen und warnen vor der Überwachung in Sochi. Wie glaubwürdig ist es, wenn man vor der Überwachung in Sochi warnt und gleichzeitig die ganze Welt überwacht? Verdrängung oder Merkbefreiung gehört inzwischen zum Alttag von Politikern. So regte sich Frau Merkel 5 Minuten auf, als sie feststellte, dass ihr Hand überwacht wurde und die SPD dann auch, als sie merkte, dass Ex-Bundeskanzler Schröder ebenfalls überwacht wurde. Doch die SPD geht noch weiter und will jetzt im Gegenzug die USA ausspionieren. Da fühlt man sich doch gleich wieder gut aufgehoben im Mittelalter, wo noch galt: „Auge um Auge – Zahn um Zahn!“

Erwartet eigentlich noch irgendjemand irgendwelche ernsthafte Reaktion aus der Bundesregierung zum NSA-Skandal?

Das Snowden-Interview vom NDR war auch total verpatzt und wurde erst nach 23 Uhr ausgestrahlt, damit es nicht so viele Menschen sehen konnten. Das 7 Stunden Material war ohnehin auf 30 Minuten zusammengeschnitten und das Originalmaterial gibt es nicht zu sehen. Da hätte der NDR einmal in seiner Existenz weltweite Aufmerksamkeit erhalten können aber das Video wurde so ins Internet gestellt, dass es nur mit deutscher IP einsehbar war. Die Redaktion von ZAPP (ebenfalls vom NDR), die für ihre kritischen Beiträge bekannt ist, findet das alles nicht so schlimm. Ein Armutszeugnis für den gebührenfinanzierten Journalismus in Deutschland.

Die einzige gute Protestaktion kam von den Reportern ohne Grenzen unter dem Motto: „Unabhängiger Journalismus. Die schwerste Disziplin in Sotschi.

Stellt sich natürlich die Frage, welche Länder für die olympischen Spiele überhaupt noch in Frage kommen, wenn dort die Menschenrechte eingehalten werden müssen. Leider haben Sportler, die 1980 immerhin noch die omlympischen Spiele in Moskau wegen dem Afghanistan-Krieg boykottiert haben, heutzutage kaum noch Verständnis für Ethik und Moral. Viele Sportler drehen sich ihr Moralverstädnis so zurecht, dass es um Sport geht und nicht um Menschenrechte [1] [2].

Simple Frage: Warum hat das IOC die Winterspiele an Sotschi und die Fifa die WM an Katar vergeben?

Volker Schürmann: Die Antwort ist in beiden Fällen die gleiche: Russland und Katar sind neue Absatzmärkte, wo sich hohe Gewinne einfahren lassen. Die Vergabepraxis hat relativ wenig damit zu tun, dass da eine Sportveranstaltung stattfinden soll.

(Aus dem Interview mit Volker Schürmann im Handelsblatt.)