Oscar

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ISSWer den Film gesehen hat, wird sich jetzt fragen welche Handlung? Zugegeben die Handlung im Film „Gravity“ ist dürftig nahezu nicht vorhanden. Deswegen hat der Film die vielen Oscars auch nur für die zugegebenermaßen atemberaubenden Spezialeffekte erhalten.

Die Handlung ist mit wenigen Sätzen beschrieben:

Trümmer zerstören das Space-Shuttle und zwei überlebende Besatzungsmitglieder fliegen daraufhin zur ISS, um von dort zur Erde zurückzukehren. Nur eine Wissenschaftlerin überlebt die Ankunft an der ISS. Die dort angedockte Sojus kann für einen Rückflug zur Erde nicht genutzt werden, weil der Fallschirm bereits ausgelöst ist. Deswegen wird die Sojus genutzt, um zu einer chinesischen Raumstation zu fliegen. Von dort kann dann mit einer chinesischen Raumkapsel zur Erde zurückgekehrt werden. Damit ist der Film gleichzeitig Science-Fiction und Retrospektive. Zum einen gibt es noch keine bemannte chinesische Weltraumstation und das Space-Shuttle ist schon außer Dienst gestellt. Damit gewinnt die Planwirtschaft gegen den Kapitalismus, weil die robuste Sojus immer noch im Dienst ist, während das viel fortschrittlichere Space-Shuttle sich als zu kostspielig und anfällig herausgestellt hat.

Ist die Handlung realistisch?

Nein – aber darauf kommt es auch nicht an, denn sie ist durch die aufwendigen Spezialeffekte spannend. Im Weltraum bedeutet der kleinste Fehler den Tod und hier werden Fehler am laufenden Band gemacht und trotzdem überlebt die Hauptdarstellerin. Es fängt damit an, dass sie beim ersten Unglück als das Space-Shuttle zerstört wird vom Schiff abdriftet. Der Captain rettet sie mit einem Jetpack ohne sich vorher zu vergewissern, was mit dem Space-Shuttle ist. Als beide zum Space-Shuttle zurückkehren, merken sie, dass es total zerstört ist. Sie bergen nichts und untersuchen nicht ob sie noch Sauerstofftanks finden können sondern fliegen gleich weiter zur ISS. Ein Manöver, das selbst unter Idealbedingungen schwierig ist. Aber die herrschen im Film nicht, weil das Jetpack fast aufgebraucht ist. Mit hoher Geschwindigkeit prallen sie auf die ISS und nur die Wissenschaftlerin kann sich festhalten während der Captain vorbeifliegt.

Space-Shuttle an der ISS angedockt und von dieser aus fotografiert.

Space-Shuttle an der ISS angedockt und von dieser aus fotografiert.

Unlogisch ist, dass die Sojus, die an der ISS angedockt ist den Fallschirm ausgelöst hat. Im Weltraum ist die Sojuskapsel noch an die Versorgungsmodule angekoppelt. Für den Wiedereintritt werden diese vorher abgekoppelt. Es macht nur Sinn den Fallschirm auszulösen, wenn die Kapsel von den Versorgungsmodulen abgekoppelt ist. Die russische Technik ist so robust, dass ich mir keinen Fehler vorstellen kann, der es ermöglicht den Fallschirm trotz Schutzschaltung auszulösen solange die Versorgungsmodule noch angekoppelt sind. Sei es drum. Da die Sojus keinen Treibstoff mehr hat, wird mit den Bremsdüsen bis zur chinesischen Station navigiert. Ein sehr schwieriges Manöver, da wenige Grad Abweichung große Auswirkungen haben können. Das chinesische Raumschiff wird im Film als Kopie der Sojus dargestellt. Diese Kopie ist aber anscheinend im Gegensatz zur Sojus für eine Wasserlandung ausgelegt, da sie keine Bremsdüsen hat. Der Wiedereintritt ist im Film recht unkontrolliert. Das ist zu nahezu 100% ein Verglühen. Im falschen Winkel verglüht man entweder in der Erdatmosphäre oder man prallt von ihr ab. Bei einer Wasserlandung hat man zusätzlich noch bestimmte Fenster zu berücksichtigen, denn man landet ja nicht überall auf dem Wasser, wenn man unkontrolliert in die Atmosphäre eindringt. Aber hollywood-typisch gibt es ein Happy End, denn die Kapsel landet im Wasser, läuft beim aussteigen voll und ist trotzdem so dicht am Ufer, dass die Wissenschaftlerin nach wenigen Schwimmzügen an Land ist.

Die Ursache des Problems, ist die Verwundbarkeit unserer Zivilisation:

Ganz am Anfang wird erklärt, dass die Russen versucht haben einen ihrer Spionagesatelliten zu sprengen und dadurch eine Kettenreaktion ausgelöst haben. Die Trümmer des Satelliten haben weitere Satelliten zerstört und dadurch neue Trümmer erzeugt, bis schließlich alle Satelliten zerstört sind. Deswegen ist auch keine Kommunikation mit der Erde und damit mit der Missionskontrolle mehr möglich.

Die Bewaffnung des Weltraums ist ein Problem. Der Weltraum ist ein Gemeinschaftsgut, das uns allen gehört. In der Realpolitik nimmt sich jeder aber was er kriegen kann. Somit ist die geostationäre Umlaufbahn voll mit Satelliten. Dank der Unterseekabel ist die weltweite Kommunikation nicht mehr so abhängig von den Satelliten wie früher. Das schlimmste Problem wird wohl der Ausfall von GPS sein. Inzwischen funktioniert die Navigation von Flugzeugen und Schiffen fast ausschließlich über GPS. In der Landwirtschaft gibt es Fahrzeuge, die per GPS gesteuert werden. Am schlimmsten wird es aber das Militär treffen, da sie keine GPS-Raketen mehr einsetzen können und keine Drohnen. Somit wäre das Ausschalten der Satelliten ein willkommenes Ziel für Staaten, die die Hightech-Überlegenheit der USA ausgleichen wollen. Antisatellitenwaffen sind nicht so schwer zu bauen. Man braucht nur ein Trägersystem, das es bis in den Weltraum schafft und dann muss man in der richtigen Höhe beispielsweise eine Atomwaffe zünden. Mit einer Atomwaffe braucht man nicht so genau zielen, um genügend Trümmer zu erzeugen, die dann den Rest besorgen. Alternativ könnte man auch eine Streubombe zünden. Diese Technologie kann sich jeder auf dem Weltmarkt besorgen. Staaten wie Nord-Korea, Iran oder Pakistan haben sie bereits und eventuell auch einen Grund diese Technologie gegen die USA einzusetzen. Durch die Zerstörung der Satelliten, würde die Kriegsführung wieder mehr konventionell geführt werden ohne Hightechwaffen. Dann würde wieder Masse mehr zählen als Technologie. Diese offensichtliche Verwundbarkeit des US-Militärs erklärt dann auch warum die USA so fieberhaft an einem Racketenabwehrschild forschen. Die Satelliten kann man nur wirkungsvoll schützen, wenn man Raketen zuverlässig abfangen kann, bevor sie ihr Ziel erreichen.