Satire

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Ich war neulich als Gasthörer in der Bucerius Law School. Eine private Hochschule für Rechtswissenschaft. Im Hörsaal viel mir auf, dass überall an den Klapptischen gelbe Warnhinweise klebten.

Warnaufkleber im Hörsaal an der Bucerius Law School ...

Gelber Warnaufkleber an den Klapptischen im Hörsaal der Bucerius Law School.

„Boah“, dachte ich, „sind die Studierenden von heute so dämlich, dass sie nicht mehr wissen, wie man einen Klapptisch im Hörsaal umklappt?“.

😀 Doch dann viel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Hier werden angehende Anwälte ausgebildet. Da muss man natürlich überall eine Warnung anbringen, sonst wird man verklagt! 😀

An der öffentlichen Universität Hamburg, wo ich mich normalerweise rumtreibe, gibt es solche Warnhinweise jedenfalls nicht.

RTL ein Unternehmen der Bertelsmann-Gruppe hat diesen satirisch gemeinten Bericht über die Gamescon gesendet, indem sie pauschal die Spieler und damit Besucher der Gamescon diskriminiert haben. Die Spieler wurden als ungewaschen, ungepflegt, ohne Sozialkompetenz, usw. dargestellt:

[UPDATE]: Bericht ist über eine Suchmaschine noch zu finden, da RTL das Urheberrecht missbräuchlich nutzt, um den Bericht aus den Netz zu bekommen.

Nach eingefahrener RTL-Manier wurde natürlich zuerst einmal versucht, den Bericht aus Youtube rauszuzensieren, mit dem vorgeschobenen Grund des Urheberrechts [1].
Wer die Berichterstattung, den Journalismus und das sonstige Programm von RTL kennt der weiß, dass dort gerne Randgruppen diskriminiert werden. Der Fehler von RTL war, dass sie sich diesmal mit einer medienaffinen Zielgruppe, den Computerspielern angelegt haben. Diese haben sich dann erst mal reichhaltig auf allen Kanälen im Internet beschwert über diesen skandalösen Bericht. Viele Beschwerden trafen auch bei der Landesmedienanstalt ein, die Verständnis für die Beschwerden hatte, darin aber keinen gesetzlichen Verstoß sah.

Diese Entscheidung muss man natürlich in dem Zusammenhang sehen, dass man in der Landesmedienanstalt lieber seine mutmaßliche Arbeitsscheu pflegt. Würde man den Bericht beanstanden, müsste man dann ja Sanktionsmaßnahmen aussprechen und überwachen, was bei dem derzeitigen Stand des deutschen TV-Programms viel Arbeit bedeuten würde.

Auf der anderen Seite darf man aber auch nicht vergessen, dass wir noch in einer angeblichen Demokratie ohne Zensur leben. Warum gibt es die Bild-Zeitung noch, trotz der vielen fragwürdigen mutmaßlich volksverhetzenden Schlagzeilen? Wegen der Pressefreiheit, die auch immer die Pressefreiheit der Andersdenkenden bedeutet. So darf also auch RTL unter der Pressefreiheit seine Ansicht von Journalismus ausleben. Den Sender deswegen zu verbieten oder gar zu zensieren ist da sicher der falsche Weg und wäre unserer Demokratie nicht zuträglich.

Da ist es schon besser selber mit Satire, Spott und Hohn, auf diesen RTL-Beitrag zu reagieren:

Wobei dieser Beitrag nur im direkten Zusammenhang mit dem RTL-Bericht verstanden werden kann und für sich alleine auch wieder eine unzulässige Diskriminierung darstellen würde, weil man nicht ausschließen kann, dass auch ernsthafte Journalisten bei RTL arbeiten.

Leider ist auch die Gamer-Szene für ihren teilweise menschenverachtenden und sexistischen Spott im Internet bekannt. Insofern hätte man gegebenenfalls etwas lockerer auf den RTL-Bericht reagieren können.

Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass auf der Gamescon so viele Hostessen rumlaufen und dass Lara Croft häufig auf ihren Busen reduziert wurde. Diese Hostessen werden wahrscheinlich wegen ihrem Aussehen gebucht und ausgewählt. Mutmaßlich nicht unbedingt wegen ihrer Kompetenz oder Intelligenz.

Die Aussage in dem RTL-Bericht:

„Irgendwann in seinem Leben steht jeder pubertierende Teenager vor der Frage, kaufe ich von meinem Taschengeld einen Rasierapparat oder doch lieber ein Computerspiel. Wenn man sich da falsch entscheidet, landet man hier.“

– trifft somit alle, nicht nur die Gamer sondern auch die Hostessen, die sich dann ja für den Rasierapparat (Beine und Achseln rasieren) entschieden haben, um sich auf ihr Aussehen reduzieren zu lassen. Die Gamer hingegen haben sich laut Bericht dafür entschieden, sich gerade nicht auf ihr Aussehen reduzieren zu lassen.

Der wirkliche Skandal an der Berichterstattung ist aber, dass es Politiker gibt, die nicht müde werden zu erzählen, dass das Internet zur Gewalt verleitet. Sie faseln was von rechtsfreien Räumen im Internet, wo Schüler gemobbt werden, anonyme Beleidigungen verbreitet werden, zu illegalen Parties aufgerufen wird, … Genau diese Politiker scheinen aber die Berichterstattung von Privatsendern wie RTL ganz normal zu empfinden. Die Verhältnismäßigkeit der Berichterstattung bei RTL und auch der Art wie in unserem Land Politik gemacht wird ist schon längst aus dem Ruder gelaufen. Den sich langsam ausbreitende Wahnsinn scheinen aber viele für normal zu halten.

Fazit:
Ein RTL-Watchblog ähnlich dem Bildblog wäre überfällig. Schließlich hat sich RTL nur deswegen entschuldigt, weil die Gamer die notwendige Medienaufmerksamkeit generieren konnten. Bei sozial schwachen Randgruppen ohne Lobby werden sie auch weiterhin ungemessen berichten unter dem Deckmantel der Satire und sich nicht entschuldigen. Hier wäre es doch schön einen Zähler in einem Blog zu haben, der uns sagt wie viele Entschuldigungen RTL uns noch schuldet.
Wer sagt eigentlich, dass man nur beim deutschen Presserat Rügen einreichen darf, wo die Bild-Zeitung regelmäßig punktet [1] [2] [3]? Wäre es nicht schön, wenn es ein Community-Projekt geben würde, ähnlich wie die Big-Brother-Awards, wo unseriöser Journalismus angeprangert wird?

Wenn ein RTL-Überfallkommando dir ein Mikrofon unter die Nase hält, dann überlege dir sorgfältig was du sagst. Wenn du was sagst, sollte dir klar sein, dass das Interview schlecht kommentiert und aus dem Zusammenhang gerissen wird.
In den 50ern waren es die Rock’n’Roll-Fans, in den 60ern die Beatle-Fans, in den 70ern die Rocker, in den 80ern die Punker, und in den 90ern waren es die Raver. Inzwischen hat man die zu genüge durchgekaut und ist bei der Auswahl der Randgruppen flexibel geworden und nicht mehr nur auf die Musik beschränkt. Wahlweise nimmt man jetzt Sozialhilfeempfänger, Ausländer, Ostdeutsche, Nerds, Gamer, Drogenabhängige, Alternative, Muslime, …

[UPDATE]
RTL nutzt das Urheberrecht missbräuchlich, um den unliebsamen Bericht von der Gamescom aus dem Netz zu verbannen. Deswegen funktioniert die Verlinkung oben im Blogeintrag nicht mehr. Wer den Bericht dennoch sehen möchte, sollte eine Suchmaschine seiner Wahl bemühen. Das Netz vergisst nichts!

Inzwischen haben wir nicht mal mehr Geld über, um Schwangeren Arbeitslosengeld zu zahlen.

Aber unsere Bundeswehr ist rund um die Welt im Einsatz. Da machen sich sogar unsere Soldaten Gedanken:

Aber unsere Bundeswehr ist ganz niedlich und schießt nur friedlich, ein Krieg ist das nicht…

Da ist es beruhigend, dass unsere Bundeswehr zu den Friedenseinsätzen nur mit der besten Ausrüstung fährt:

Bei so vielen rücksichtsvollen Friedensmissionen, bleibt nur noch der Wunsch, nach ein bisschen Frieden: