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Referenten des Zukunftscamps in HamburgIn Hamburg findet zur Zeit eine Veranstaltung unter dem Namen „.VERNETZT# DAS ZUKUNFSTCAMP“ organisiert von der Zeit-Stiftung statt. Der neumodische Name soll die Zukunft des neuen digitalen Zeitalters ausdrücken. Allerdings erlebte ich das Ganze etwas anders. Einer der Referenten ist Stéphane Hessel; eine sehr interessante Person der Zeitgeschichte und unter anderem bekannt als Autor der Bücher „Empört Euch!“ und „Engagiert Euch!“.

Ich wollte gerne den Vortrag von Stéphane Hessel filmen und fragte deswegen artig jemanden von der Zeit-Stiftung um Erlaubnis. Dies könnte man nicht gestatten, da man die eigene Filmcrew am Start hat. Für ein Interview vor oder nach dem Vortrag dürfte ich Stéphane Hessel nicht ansprechen, da er einen sehr strikten Zeitplan hat. Weil ich dann noch etwas nachgebohrt habe, weil ich mich mit den üblichen Ablehnungen nicht zufrieden geben wollte, kam dann die Frage:

„Wer bist du eigentlich?“

Bei so einer Frage spielt ja immer unterschwellig mit, ob man vielleicht doch irgendjemand wichtiges ist, sodass man vielleicht doch mal den Finger krumm machen könnte, um eine Ausnahme zu erwirken oder nachzufragen. Auf so eine Frage antworte ich aber grundsätzlich, dass ich nur ein Blogger bin. Im Grunde führe ich nicht mehr als einen der vielen zahlreichen Blogs im Internet, der von Einigen sicher als überflüssig oder sogar als Schandfleck einsortiert wird. Letztendlich halte ich nichts von Aussagen wie, dass ein Podcast von mir schon mal über 1000 Klicks auf YouTube generiert hat. Wobei dies gemessen an professionellen YouTubern auch nur lächerlich ist. Also entschied die Verantwortliche von der Zeit-Stiftung, dass ich es nicht wert bin für mich noch mal nachzufragen und teilte mir nur das Verbot mit, als Blogger tätig zu werden.

Die Ablehnung meiner Interviewanfrage an Stéphane Hessel kann ich durchaus verstehen. Er ist ein alter Mann, der geschont werden muss. Andererseits sucht er aber den Dialog gerade mit jungen Menschen. Meinen Interviewwunsch pauschal abzulehnen finde ich falsch. Statt dessen hätte man mich bitten können, meine Fragen kurz zu notieren. Daran hätte man erkennen können, ob meine Fragen es wert sind gestellt zu werden. Dann hätte man diese unverbindlich Herrn Hessel vorlegen und ihn fragen können, ob er das kurze Interview wahrnehmen möchte. Wenn man ganz flexibel ist, was bei echten Zukunftsveranstaltungen nicht ungewöhnlich ist, hätte man mich gleich mit eingebaut. In dem Fall hätte ich auf der Bühne mit Herrn Hessel diskutieren können.
Anderseits hätte man mir aber auch sagen können, dass meine Fragen belanglos sind. In diesem Fall hätte man sich diese aber zumindest angeschaut und sich bemüht.
Allerdings ist die Zeit-Stiftung weit jenseits von derartigen Vernetzungen und blockiert lieber alles, was ihrer Planung und ihren Exklusivrechten zuwider handelt.

Nun gibt es einen Grundsatz in meinem Blog da kommt man nur rein, wenn ich jemanden anspreche und die Person es möchte oder wenn ich Kritik äußere.

Warum organisiert man eine Veranstaltung unter dem Namen „vernetzt …“, wenn man gar kein Interesse an einer Vernetzung hat? Schließlich würde ich über meinen Blog ganz andere Zielgruppen ansprechen und über die Vernetzung in der Blogosphäre würde das Thema viel weiter transportiert und diskutiert werden. Da ist wohl die Zeit-Stiftung, die sich gern modern und zukunftsorientiert geben möchte, noch zu sehr in alten Denkweisen gefangen.

Vor der Veranstaltung wurde die Zeitschrift „Die Zeit“ und das „Hamburger Abendblatt“ ausgelegt. Das ist in Ordnung, schließlich dürfen die Sponsoren ruhig Werbung für ihre Produkte machen. Das „Hamburger Abendblatt“ veranstaltet gerade eine Umfrage zum Thema Stadtentwicklung in Hamburg. Einige ausgefüllte Fragebögen waren auf einer Schauwand ausgehängt. Da möchte der Springer-Verlag also etwas Druck auf den hamburger Senat ausüben. Durchaus nicht unkritisch, da Springer mit dem Abendblatt eine spezielle Zielgruppe befragt und nicht repräsentativ ist. Andererseits könnte der Senat selber auf die Idee kommen, die Bevölkerung über die Stadtentwicklung zu befragen und dabei darauf achten, dass alle Zielgruppen berücksichtigt werden.

Letztendlich habe ich das Gefühl, dass die Verlage zu sehr an ihrem veralteten Geschäftsmodell hängen, das der Springer-Verlag sich zur Zeit mit einem Leistungsschutzrecht für Presseverlage vergolden lassen will. Es geht darum Kunden für die Zeitungen zu werben und nicht darum zukunftsorientiert zu sein, oder sich gar mit Bloggern zu vernetzen.

Fazit

Wenn man gerne die Unterstützung der Blogosphäre möchte muss man schon etwas aufgeschlossener sein und nicht immer gleich alles verbieten. Letztendlich werden die Blogger, wenn man denn ihre Arbeit nicht verbietet und ihnen erlaubt zu filmen, die Zeit-Stiftung und die Veranstaltung schon lobend erwähnen. Ich denke dies ist viel mehr wert als die exklusiven Rechte an der Veranstaltung zu haben, denn so wird ein viel größeres Zielpublikum im Internet erreicht, das bei Interesse dann wieder zur Zeit-Stiftung kommt und sich dort über weitere Veranstaltungen informiert. Vielleicht wird sogar etwas gespendet, weil man die Arbeit gut findet.

Ich will aber nicht unter den Tisch fallen lassen, dass die meisten Veranstaltungen kostenlos sind und die Zeit-Stiftung somit keine Eintrittshürden für Teilnehmer eingebaut hat.

In einem Vortrag stellte ein Journalist aus dem Publikum sinngemäß folgende Frage:

„Sind die Hacker und Piraten überhaupt Demokraten? Ich war auf dem Piratenparteitag in Neumünster und habe festgestellt, dass die Piraten sehr erbost waren, wenn man ihre Computer abfilmte. Die sind also gar nicht für Transparenz, wie sie immer behaupten!“

Diese Frage spiegelt genau das Verständnisproblem wieder, wenn man Privatsphäre und Transparenz verwechselt und in einen Topf wirft. Natürlich möchte kein Pirat, wenn er bei der Eingabe seines Passwortes gefilmt wird. Außerdem ist es doch eine Frage der Höflichkeit jemanden zu fragen, bevor man seinen Computer abfilmt. Dann kann man die Pornos wegklicken, denn die sind reine Privatsache.

Es gibt Verständigungsschwierigkeiten auf beiden Seiten. Leider gibt es keine Annäherung auf Veranstaltungen, wo an alten Denkweisen festgehalten wird.

Bei einer Zeitung, die sich hauptsächlich durch die Anzeigenkunden finanziert, hat man immer ein Problem. Produkte die viel über Anzeigen beworben werden sind häufig minderwertiger, da die Firmen das Geld nicht in die Produkte stecken sondern lieber in die Werbung. Nun war es schon immer so, dass Zeitungen gewillt sind über Produkte von Anzeigen-Kunden sehr positiv zu berichten. Macht ja auch keinen Sinn für einen neuen Volkswagen zu werben, wenn daneben steht, dass sich Volkswagen nicht um den Klimaschutz bemüht. Wie weit man gehen kann, um seine mutmaßlichen Anzeigenkunden besser aussehen zu lassen, zeigt uns die Computer-Bild mit manipulierten Tests. In dem Beispiel wurden Email-Dienste getestet und wer seinen Kunden 1 Gigabyte Speicherplatz anbietet erhält die gute Note 1,5. Wer hingen nur 1024 Megabyte anbietet erhält die mittlere Note 4,0.

„Moment mal!“, sagt da der Nerd6, „1024 Megabyte sind doch genau 1 Gigabyte?“

Bedauerlicher Fehler oder bedauerliche Absicht? Wer weiß das schon so genau bei der Zielgruppe von Computer-Bild, die sowas garantiert nicht bemerkt …

Computer-Bild testet Email-Dienste

1 Gigabyte erhält die gute Note 1,5 beim Email-Dienste-Test.

Computer-Bild testet Email-Dienste

1024 Megabyte erhält die mittlere Note 4,0 beim Email-Dienste-Test.

Geheime Mächte lenken den Planeten ...Was ist aus den einstiegen Protestparteien, den Widerstandskämpfern geworden? Über die Grünen Ideale, die geopfert wurden habe ich mich ja schon einmal ausgelassen.

Wie man jetzt erfahren musste hat sich Jürgen Trittin zum Bilderberger Treffen einladen lassen.

Der Name geht auf das „Hotel de Bilderberg“ zurück, wo 1954 das erste Treffen aus einflussreichen Personen der Wirtschaft, Militär, Politik, Adels, Medien und Wissenschaft abgehalten wurde. Diese Treffen fanden früher unter Geheimhaltung statt und nur indirekt hat man von ihren Auswirkungen erfahren. Dies war der Nährboden für eine Verschwörungstheorie rund um die Bilderberger. So wird vermutet, dass auf den Treffen beschlossen wurde die türkische Regierung zu stürzen.

Doch inzwischen scheinen die Bilderberger nur noch ein Dinosaurier aus dem kalten Krieg zu sein. Es gibt inzwischen sogar eine offizielle Teilnehmerliste im Internet. Dieser Schritt war notwendig, da die Teilnehmer ansonsten von Aktivisten verfolgt werden, wie es Peer Steinbrück passiert ist.

Jürgen Trittin hat dann wegen vieler Anfragen ganz transparent erklärt, was er auf dem Bilderberger-Treffen so gemacht hat und wie es abgelaufen ist.

Auffällig für die Bilderberger wurde er möglicherweise durch seinen Brief an Angela Merkel. Zeigte er doch durch den Brief, dass er zu undemokratischen Schweinereien bereit ist, um seine eigene Machtposition und Überversorgung zu sichern.

Die wirklich interessanten Gespräche und Absprachen finden dann wahrscheinlich in den Hinterzimmern statt. Über diese wird nicht berichtet und wir spüren dann nur die Auswirkungen, häufig in einem neuen Krieg. Die Konferenz als solches dient zum Beschnuppern. So kann man sehen wer was auf den Kasten hat und mit wem man eine Schweinerei aushecken kann. Jeder weiß, dass man jedes Land, jeden Wirtschaftsraum vernichten kann, wenn man nur die richtigen Leute dafür hat und für die Profit dabei herausspringt.


NWO: Henry KissingerDer neue 1. Vorsitzende der Piratenpartei Bernd Schlömer ließ sich vom Springer-Konzern zu einem Treffen mit dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher Henry Kissinger einladen. Über Kissinger sagt man ja, dass es egal ist wer im weißen Haus regiert, er wäre immer da, entweder als Politiker oder Berater. Was kann man so einem Betonkopf als Pirat erzählen? Nach Angaben über das Treffen wollte sich Kissinger über die Piratenpartei informieren. Soll er sich doch das Internet ausdrucken lassen von seinen Leuten, wenn er dies vor hat. Doch Pirat Schlömer tanzte artig an sagte belangloses Zeug und ein belangloser Springer-Artikel kam über das Treffen raus.

Schlömer sagt von sich selbst in zahlreichen Interviews, dass er kein typischer Pirat ist, der im Internet zu Hause ist. So führt er kein privates Blog, wo er über seine Arbeit informiert. Insofern sieht seine Transparenz über das Treffen so aus, dass er es auf Twitter angekündigt hat und ein nichtssagendes Interview darüber abgegeben hat. Allerdings kündigte er auch auf Twitter an, sich über Bradley Manning zu erkundigen, was er dann nicht tat.

Bernd Schlömer ist ein Beamter im Verteidigungsministerium und wird dort an der kurzen Leine gehalten, denn man verbietet ihm, während der Dienstzeit zu twittern. In den Vorstand ist er äußerst geschickt aufgerückt. Er hatte sich zunächst als Kassenwart in den Vorstand wählen lassen. Eine arbeitsintensive undankbare Aufgabe, da die Piraten in Finanzsachen sehr schlampig sind. Häufig wird der Vorstand finanziell nicht entlastet wegen fehlender Belege. Dann rückte er in den erweiterten Vorstand auf und nutzte schließlich eine Schwäche des 1. Vorsitzenden Merz, um selber diesen Posten zu übernehmen. Er hat sich langsam und geschickt vorgearbeitet, ohne jemals herausragendes geleistet zu haben oder ein typischer Pirat zu sein. Wenn jemand die Piratenpartei unterwandern würde wollen, würde er genauso vorgehen.

Damit will ich Schlömer nichts unterstellen, mir kommt es nur merkwürdig vor, da ich bei ihm die Auswahl seiner Treffen und seine Transparenz merkwürdig finde. Jeder andere 1. Vorsitzende war mehr Pirat gewesen als er. Vielleicht kommt das ja noch und ich werde überrascht, daran glauben kann ich nicht :(


Merkel - no we can't!Fazit

Trittin ist um einiges souveräner und transparenter mit der Situation umgegangen als Schlömer, der in der Partei ist, die sich Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat. Ernst nehmen kann ich beide nicht mehr …

RTL ein Unternehmen der Bertelsmann-Gruppe hat diesen satirisch gemeinten Bericht über die Gamescon gesendet, indem sie pauschal die Spieler und damit Besucher der Gamescon diskriminiert haben. Die Spieler wurden als ungewaschen, ungepflegt, ohne Sozialkompetenz, usw. dargestellt:

[UPDATE]: Bericht ist über eine Suchmaschine noch zu finden, da RTL das Urheberrecht missbräuchlich nutzt, um den Bericht aus den Netz zu bekommen.

Nach eingefahrener RTL-Manier wurde natürlich zuerst einmal versucht, den Bericht aus Youtube rauszuzensieren, mit dem vorgeschobenen Grund des Urheberrechts [1].
Wer die Berichterstattung, den Journalismus und das sonstige Programm von RTL kennt der weiß, dass dort gerne Randgruppen diskriminiert werden. Der Fehler von RTL war, dass sie sich diesmal mit einer medienaffinen Zielgruppe, den Computerspielern angelegt haben. Diese haben sich dann erst mal reichhaltig auf allen Kanälen im Internet beschwert über diesen skandalösen Bericht. Viele Beschwerden trafen auch bei der Landesmedienanstalt ein, die Verständnis für die Beschwerden hatte, darin aber keinen gesetzlichen Verstoß sah.

Diese Entscheidung muss man natürlich in dem Zusammenhang sehen, dass man in der Landesmedienanstalt lieber seine mutmaßliche Arbeitsscheu pflegt. Würde man den Bericht beanstanden, müsste man dann ja Sanktionsmaßnahmen aussprechen und überwachen, was bei dem derzeitigen Stand des deutschen TV-Programms viel Arbeit bedeuten würde.

Auf der anderen Seite darf man aber auch nicht vergessen, dass wir noch in einer angeblichen Demokratie ohne Zensur leben. Warum gibt es die Bild-Zeitung noch, trotz der vielen fragwürdigen mutmaßlich volksverhetzenden Schlagzeilen? Wegen der Pressefreiheit, die auch immer die Pressefreiheit der Andersdenkenden bedeutet. So darf also auch RTL unter der Pressefreiheit seine Ansicht von Journalismus ausleben. Den Sender deswegen zu verbieten oder gar zu zensieren ist da sicher der falsche Weg und wäre unserer Demokratie nicht zuträglich.

Da ist es schon besser selber mit Satire, Spott und Hohn, auf diesen RTL-Beitrag zu reagieren:

Wobei dieser Beitrag nur im direkten Zusammenhang mit dem RTL-Bericht verstanden werden kann und für sich alleine auch wieder eine unzulässige Diskriminierung darstellen würde, weil man nicht ausschließen kann, dass auch ernsthafte Journalisten bei RTL arbeiten.

Leider ist auch die Gamer-Szene für ihren teilweise menschenverachtenden und sexistischen Spott im Internet bekannt. Insofern hätte man gegebenenfalls etwas lockerer auf den RTL-Bericht reagieren können.

Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass auf der Gamescon so viele Hostessen rumlaufen und dass Lara Croft häufig auf ihren Busen reduziert wurde. Diese Hostessen werden wahrscheinlich wegen ihrem Aussehen gebucht und ausgewählt. Mutmaßlich nicht unbedingt wegen ihrer Kompetenz oder Intelligenz.

Die Aussage in dem RTL-Bericht:

„Irgendwann in seinem Leben steht jeder pubertierende Teenager vor der Frage, kaufe ich von meinem Taschengeld einen Rasierapparat oder doch lieber ein Computerspiel. Wenn man sich da falsch entscheidet, landet man hier.“

– trifft somit alle, nicht nur die Gamer sondern auch die Hostessen, die sich dann ja für den Rasierapparat (Beine und Achseln rasieren) entschieden haben, um sich auf ihr Aussehen reduzieren zu lassen. Die Gamer hingegen haben sich laut Bericht dafür entschieden, sich gerade nicht auf ihr Aussehen reduzieren zu lassen.

Der wirkliche Skandal an der Berichterstattung ist aber, dass es Politiker gibt, die nicht müde werden zu erzählen, dass das Internet zur Gewalt verleitet. Sie faseln was von rechtsfreien Räumen im Internet, wo Schüler gemobbt werden, anonyme Beleidigungen verbreitet werden, zu illegalen Parties aufgerufen wird, … Genau diese Politiker scheinen aber die Berichterstattung von Privatsendern wie RTL ganz normal zu empfinden. Die Verhältnismäßigkeit der Berichterstattung bei RTL und auch der Art wie in unserem Land Politik gemacht wird ist schon längst aus dem Ruder gelaufen. Den sich langsam ausbreitende Wahnsinn scheinen aber viele für normal zu halten.

Fazit:
Ein RTL-Watchblog ähnlich dem Bildblog wäre überfällig. Schließlich hat sich RTL nur deswegen entschuldigt, weil die Gamer die notwendige Medienaufmerksamkeit generieren konnten. Bei sozial schwachen Randgruppen ohne Lobby werden sie auch weiterhin ungemessen berichten unter dem Deckmantel der Satire und sich nicht entschuldigen. Hier wäre es doch schön einen Zähler in einem Blog zu haben, der uns sagt wie viele Entschuldigungen RTL uns noch schuldet.
Wer sagt eigentlich, dass man nur beim deutschen Presserat Rügen einreichen darf, wo die Bild-Zeitung regelmäßig punktet [1] [2] [3]? Wäre es nicht schön, wenn es ein Community-Projekt geben würde, ähnlich wie die Big-Brother-Awards, wo unseriöser Journalismus angeprangert wird?

Wenn ein RTL-Überfallkommando dir ein Mikrofon unter die Nase hält, dann überlege dir sorgfältig was du sagst. Wenn du was sagst, sollte dir klar sein, dass das Interview schlecht kommentiert und aus dem Zusammenhang gerissen wird.
In den 50ern waren es die Rock’n’Roll-Fans, in den 60ern die Beatle-Fans, in den 70ern die Rocker, in den 80ern die Punker, und in den 90ern waren es die Raver. Inzwischen hat man die zu genüge durchgekaut und ist bei der Auswahl der Randgruppen flexibel geworden und nicht mehr nur auf die Musik beschränkt. Wahlweise nimmt man jetzt Sozialhilfeempfänger, Ausländer, Ostdeutsche, Nerds, Gamer, Drogenabhängige, Alternative, Muslime, …

[UPDATE]
RTL nutzt das Urheberrecht missbräuchlich, um den unliebsamen Bericht von der Gamescom aus dem Netz zu verbannen. Deswegen funktioniert die Verlinkung oben im Blogeintrag nicht mehr. Wer den Bericht dennoch sehen möchte, sollte eine Suchmaschine seiner Wahl bemühen. Das Netz vergisst nichts!

Das Verderben kommt leider oft zuckersüß daher und gibt sich naiv. Das zeigen uns zwei Journalistenschülerinnen von Springer bei YouTube, die sich aufgemacht haben, um von den anderen Zeitungen eine Blattkritik für ihre Welt-Kompakt einzuholen:

Ich schätze mal man würde die Springer-Presse freundlicher empfangen, wenn man nicht befürchten müsste komplett verarscht zu werden. So wissen wir alle Dank der Recherche von Günter Wallraff, dass bei Springer unsauber gearbeitet wird.

Im Schlusswort zu ihrem Beitrag meinen die beiden Schülerinnen dann, dass Journalisten flexibel sein sollten und es leider nicht sind, weil niemand auf ihr Spielchen eingegangen ist. Dazu würde mich ja mal interessieren, wie flexibel man bei Springer auf so eine Sache reagieren würde? Traut sich aber wieder keiner, weil jeder weiß, dass Springer gerne seine Anwälte aussendet.

Folgendes habe ich bei Springer selber erlebt, was zeigt wie flexibel man dort ist. Ich lief etwas ziellos durch Berlin und stand plötzlich ungewollt vor dem Springer-Verlag. Da wollte ich spontan ein Foto machen, weil ich dachte sowas kann man immer mal gebrauchen damit ich mich immer erinnere, wo ich niemals arbeiten werde. Ich zog also meine Kamera und da kam sofort jemand heraus aus dem Gebäude und folgendes Gespräch entwickelte sich (aus dem Gedächtnis wieder gegeben):

„Sie dürfen hier nicht fotografieren!“
„Das ist hier öffentlicher Raum, da darf ich alles fotografieren!“
„Nein, dieser Vorplatz gehört zum Gebäude und da dürfen sie nicht fotografieren!“
„Dieser Vorplatz ist nicht abgesperrt und ich sehe hier nirgendwo Hinweise, dass ich nicht fotografieren darf. Abgesehen davon ist mir auch gar nicht klar, warum ich es nicht tun sollte.“
„Ich weise sie hiermit nachdrücklich an, diesen Bereich zu verlassen!“

Während des Gespräches machte ich mein Foto und verzog mich dann. Aber schon merkwürdig wie man bei Springer auf ein Foto von einer öffentlichen Häuserwand reagiert. Was machen die eigentlich wenn das Google-StreetView-Auto bei denen vorbeifährt?

Da ich selbst in einer kleinen Online-Redaktion arbeite, habe ich mich gefragt wie ich auf die beiden Schülerinnen von Springer reagiert hätte. (Natürlich sind wir viel zu unbedeutend, sodass es nur theoretische Überlegungen sind.)

Der Pförtner von der TAZ reagiert ja recht unsympathisch, indem er sofort die Kamera verbietet, auch wenn dies sein gutes Recht ist. Da waren die anderen Pförtner schon professioneller und kamen freundlich und hilfsbereit rüber.

Also hier die Anleitung, wie man suverän auf so eine Springer-Überfall-Attacke reagiert. Zuerst mal muss man immer freundlich bleiben. Zynismus ist erlaubt aber immer freundlich verpackt. Dann die beiden erst mal von der Sekretärin aufhalten lassen. Man selbst ist gerade in einem wichtigen Gespräch, freut sich aber über den Besuch und hat gleich Zeit für das Interview. Dann schnell ein paar Fakten über Springer recherieren im Internet. Das Problem ist, dass es über Springer so viel gibt, was die falsch machen, dass man da leicht übertreiben kann. Besser ist es wenn man ein paar konkrete Fälle sicher ansprechen kann. Die Beiden haben ja sowieso keine Ahnung. Dann schnell einen Kollegen mit Filmkamera auftreiben, damit man selber alles auf Film hat. Springer könnte das Interview später so schneiden, dass es für einen selber ungünstig aussieht. Dann ist es besser wenn man selber Beweismaterial hat. Dann die beiden hereinbitten und ihnen erklären, dass Flexibilität ja für beide Seiten gilt und man nur bereit für das Interview ist, wenn man abwechselnd Fragen stellen darf. Denke die werden darauf eingehen und dürfen anfangen. Dann sagt man etwas nettes über die Welt-Kompakt, die ja keine schlechte Zeitung ist. Anschließend könnte man die beiden folgendes Fragen:
Warum die Springer-Presse so häufig die Liste mit Presserügen anführt?
Ob sich die Zustände bei Springer seit der Recherche von Günter Wallraff gebessert haben?
Warum man bei Springer nicht gelassen auf offensichtliche Fehler reagiert und statt dessen z. B. das BILDblog verklagt?

Ich könnte wetten, dass da dann nur geblubber zurückkommt und kein Denkprozess einsetzt. Letztendlich muss man ja auch ziemlich Merkbefreit sein oder gut verdrängen können, um dort zu arbeiten.

Zurück zur Welt-Kompakt: Eine gute informative Zeitung, die ich mir trotzdem niemals kaufen würde. Alter 68er-Schwur: Kein Geld für Springer! Allerdings muss ich zugeben, dass ich die Welt-Kompakt schon am Flughafen oder im Wartezimmer gelesen habe, wenn da ein Exemplar rumlag.

Ich bin demnächst auf dem deutschen Fachjournalisten Kongress in Berlin. Man kann sich dort nur offline anmelden per Fax, was zum Glück ein Freund von mir übernommen hat. Auch ansonsten scheint es eine totale offline Veranstaltung zu sein. Die Eintrittskarte wird jedenfalls noch für jeden Teilnehmer liebevoll per Hand ausgefüllt.

Deutscher Fachjournalisten Kongress 2009 Eintrittskarte Vorderseite

Deutscher Fachjournalisten Kongress 2009 Eintrittskarte Vorderseite

Ein Microblogging #Tag wurde jedenfalls nicht festgelegt und deswegen definiere ich hiermit eines:

Ich hoffe es gibt wenigstens WLan auf der Veranstaltung. 12 Journalisten bekommen jedenfalls am Tage darauf einen Tag Intensivschulung über das Internet 😉

Deutscher Fachjournalisten Kongress 2009 Eintrittskarte Rückseite

Deutscher Fachjournalisten Kongress 2009 Eintrittskarte Rückseite

Ich werde jedenfalls fleißig online darüber microbloggen. Viel erhoffe ich mir von der Veranstaltung nicht, die sich doch recht rückständig gibt. Mal sehen wie sich die Offline-Presse ins neue Medienzeitalter retten will.

Die Springer-Presse wird uns ja online bald erspart bleiben, weil sie gerne Geld für ihren Content haben möchte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand dafür zu zahlen bereit ist.

Burda bringt gerade sein Nachrichtenportal an den Start um eine Gegenplattform zu Goolge News zu etablieren. Ein hoffnungsloses Unterfangen, wenn man bedenkt, das Google seit Jahren 99,9% des deutschen Marktes gut und für die Nutzer kostenlos abdeckt.

Ansonsten versucht die offline Presse sich in Berlin zu komprimieren. So ist die Bild-Zeitung schon vor einiger Zeit nach Berlin umgezogen. Auch DPA wird seine Büros in Hamburg aufgeben und die Mitarbeiter nach Berlin holen. Außerdem plant man bei DPA, die Nachrichten für das Internet atraktiver aufzubereiten. Bis jetzt konnte man bei DPA mit einer „Fire & Forget“-Taktik die Nachrichten raushauen aber jetzt wo das Internet immer mehr zur Konkurrenz wird, denkt man darüber nach die Nachrichten besser aufzubereiten und besser zu verknüpfen. So will man einen „Allround“-Service anbieten und Fotos, Nachrichten und Videos entsprechend kombinieren. Kleine Zeitungen können sich dann Content für ihre Webseite und für ihre Überregionalen Nachrichten direkt von DPA liefern lassen. Wenn man sich die Landschaft der kleinen Zeitungen anschaut, wird man feststellen, dass es da aber kaum noch unabhängige gibt. In Schleswig-Holstein z. B. ist alles fest in der Hand von shz.de, sodass alle kleinen regionalen Blätter im überregionalen Bereich das Selbe berichten. Wo die DPA da noch Kunden für ihren neuen Service finden will, ist mir ein Rätsel.

Zum Thema Journalismus in der Krise gibt es einen guten Webcast vom elektrischen Reporter: Zukunft des Journalismus: wer soll das bezahlen?.