5 comments on “GEMA behindert die Vermarktung der Künstler im Internet

  1. Sorry, das finde ich viel zu undifferenziert. Google, Amazon, Apple und Co sind auch „Industrie“ und haben genausowenig Interesse daran, die Kultur zu fördern oder Urheber gerecht zu entlohnen wie die großen Labels. GEZ Gebühren zahlst du dafür, dass du die Angebote der Öffentlich-Rechtlichen im Internet anschauen und -hören kannst. So bescheuert das auch ist, aber das ist die Argumentation und die bekommen das Geld, auch wenn du es „gefühlt“ für die Musik ausgibst.

    Das mit den Pauschalgebühren (Pauschalgebühren = GEMA ≠ GEZGebühren = ÖR) musst du dir so vorstellen, dass dadurch erstmal massenhaft finanzielle Ansprüche generiert werden. Das ist nun ein Käse, der von ganz vielen Mäusen umgeben ist, die alle da ran wollen. Das sind klassischerweise die Labels der Musikindustrie, ja. – Aber jetzt kommen andere, geschicktere Mäuse dazu. Das Problem sind doch nicht die Mäuse, sondern diejenigen, die den Käse den Mäusen vorgeworfen haben.

    Und Creative Commons ist nicht die Lösung der Probleme. Creative Commons baut auf dem Urheberrecht auf und braucht dieses. Dadurch kann das komplexe und meiner Ansicht nach größtenteils falsche Rechtskonstrukt der Nutzungsrechte eventuell sogar weitere Verbreitung finden, zB in Ländern, wo es dies bisher nicht gab oder wo es bisher keine Akzeptanz hatte.

    Wenn die „Copyright Kriege“ gewonnen werden sollen, die Cory Doctorow in dem von dir im letzten Beitrag verlinkten, _hervorragenden_ Vortrag ansprach, dann muss sich die Internetgemeinde mit den KÜNSTLERN verbinden, nicht mit von der Medienindustrie aufgebauschten Stars und Sternchen und erst recht nicht mit Google und Co.

    Wer sind nun die KÜNSTLER? Das sind wir alle, der eine mehr, der andere weniger. Diejenigen, die sich entscheiden, viel Zeit in die Kunst zu investieren, können sich in der Regel NICHT selber vermarkten. Es ist ein von der Industrie geschürter Mythos, dass der Künstler alles selber macht, seine Songs selber schreibt, sie selber vorträgt und am besten auch noch Studioproduktionen selber aufnimmt, abmischt und mastert. Das kann funktionieren, ist aber nicht die Regel und ist es auch nie gewesen. In der Filmbranche ist es deutlicher, aber auch in der Musik wachsen herausragende Produktionen nicht auf dem Mist von einzelnen Leuten, es gehört ein Team dazu. Wenn man schon die Produktion kaum alleine auf die Beine stellen kann, wie soll man sich da noch selber vermarkten?

    Die großen Labels verdienen mittlerweile wieder ganz gut und haben NICHTS von ihrer Monopolstellung eingebüßt. Auch wenn sie zwischenzeitlich Einbußen hatten, so gehören ihnen immer noch über 80% der gehandelten Musikrechte. Als Künstler bin ich dieser Marktsituation immer noch ausgeliefert, während die Nutzer meinen, es wäre nun bald alles frei verfügbar, weil man ja (zur Not über einen Proxy) alles anschauen kann. Im Hintergrund geht es aber nur darum, wie sich Musikindustrie und Internetindustrie, die einfach nur das neue Radio ist, einigen. Und genauso wie die Musikindustrie es geschafft hat, sich mit Radio und Fernsehen gegen die Nutzer und Urheber zu verbinden, so sind sie momentan dabei, sich mit der Internet-Industrie zu verbinden.

    Das ist doch wie mit den Supermarktketten und den Tante Emma Läden. Die Supermärkte machen erstmal Dumpingpreise, bis alle Tante Emma Läden platt sind. Und dann ziehen sie die Preise an und lassen mit der Qualität nach. Bei Youtube kann man momentan ziemlich viel umsonst anschauen und Selbstvermarktung kann tatsächlich hier und da noch funktionieren. Wenn sie ihre Monopolstellung gefestigt haben… ja was wohl?

  2. Hallo Musikdieb,
    danke für deinen umfangreichen Kommentar und deine berechtigte konstruktive Kritik.
    Ich gebe zu, dass ich in dem Blogpost ziemlich polarisiert habe. Nur wenn die mich Raubkopierer nennen, nenne ich sie Content-Mafia.

    Grundlegend sehe ich das so:
    MTV hat in den 80ern Musikvideos ausgestrahlt und dazwischen Werbung geschaltet. Sie haben also Werbung für die Musikindustrie gemacht und dann noch Werbung geschaltet um sich zu finanzieren. Nichts anderes macht heute YouTube. Jetzt frage ich mich, wie kann es sein, dass dies überall auf der Welt funktioniert, nur nicht in Deutschland. Liegt an der GEMA. Die GEMA hat schon die unabhängigen Internet-Radios kaputt gemacht, mit viel zu hohen Gebühren und damit alternative Kultur, die nicht von den Mainstream-Radios abgedeckt werden geschadet. Der Verbreitung von Kunst und Kultur nützt dies nichts, auch nicht der Vermarktung der Künstler, einzig und allein den Geschäftsinteressen der GEMA nützt dies und davon profitieren nur wenige.

    Ich hätte Lust mit dir zusammen einen Podcast zu dem Thema zu machen. Dort können wir die Probleme und mögliche Lösungsansätze diskutieren. Hättest du zu sowas Lust und Zeit?

    cu Nerd6 …

  3. Wir als Konsumenten, aber auch als Künstler durchschauen das nicht, wie sich die Konzerne einigen. Das sollen wir auch nicht. MTV war ein Marketinginstrument der Musikindustrie ( http://www.musikdieb.de/?p=1259 ). Bei Google/Youtube ist es nun etwas komplexer, weil Google noch andere Einnahmequellen hat wie MTV, die hauptsächlich auf die Musikindustrie angewiesen waren.

    Deine grundlegende Sichtweise inclusive Kritik an der GEMA teile ich vollständig. Aber ich warne vor Schnellschüssen, die sich schnell – statt gegen die Konzerne, die in der GEMA leider das Sagen haben – gegen die vielen kleinen Künstler richten, die zum Teil auch in der GEMA sind.

    Es ist auch nur eine Frage der Zeit, wann die sich einigen. Da sollte man viel gelassener sein. Das Theater wird uns nur vorgespielt. Viel schlimmer als die Tatsache, dass man manche Sachen nicht auf Youtube anschauen kann, ist doch, dass es in Deutschland überhaupt keine vernünftige Bloggerszene gibt. Das ist ja nicht nur im Musikbereich so. Aber besonders im Musikbereich stelle ich fest, dass es da in anderen Ländern eine lebendige Musikbloggerszene gibt, die zur Verbreitung der jeweils heimischen Kultur dient. Hier wurde das kaputt gemacht genau durch das, was du beschreibst, nämlich Gebühren für Webradios etc., aber auch schon, weil z.B. in USA durch die Fair-Use-Gesetzgebung bestimmte Dinge möglich waren, die hier illegal sind, ganz unabhängig von Verwertungsgesellschaften.

    Die Politik ist in der Verantwortung, nicht die GEMA. Die Politik gibt die Regeln vor. Die GEMA wie die Konzerne, egal ob aus den Bereichen IT oder Medien versuchen immer nur den für sich besten Deal zu machen. Mittlerweile ist sogar ein EMI-Boss gegen SOPA ( http://torrentfreak.com/emi-boss-opposes-sopa-says-piracy-is-a-service-issue-120125/ ). OK, ist wahrscheinlich auch nur Theater, aber man sieht, es ist nicht so einfach…

    Grob gesagt ist meine Meinung, Google soll ruhig blechen, und zar möglichst viel(!). Dafür sollten sie aber kleine Webradios und Blogger in Ruhe lassen, die nichts oder wenig verdienen. Warum schaltet sich Anonymous erst ein, wo dem Konzern Google Finanzeinbußen drohen? Warum sie haben nichts gemacht, als die kleinen Webradios und Blogger bedroht waren?

    Ich hätte Lust mit dir zusammen einen Podcast zu dem Thema zu machen. Dort können wir die Probleme und mögliche Lösungsansätze diskutieren. Hättest du zu sowas Lust und Zeit?

    Ja gerne!

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