Ich möchte euch im Folgenden eine Verschwörungstheorie erzählen, die ich ursprünglich vom Musikdieb habe. Er fand sie aber etwas zu abgefahren für seinen Blog, der sich mit dem Urheberrecht beschäftigt. Wer aber mein Blog kennt, weiß dass hier nichts zu abgefahren ist, als das es hier nicht breitgetreten wird. Also habe ich die Infos von Musikdieb mal angereichert und verdichtet. Lehnt euch zurück und holt das Popcorn raus…
Die Musik ist so alt wie die Menschheit. Aus Höhlenmalereien wissen wir, dass es schon in der Steinzeit Musik gab. Diese hat sich über Jahrtausende weiter entwickelt, ohne dass die Künstler von einer Musikindustrie oder GEMA gefördert wurden.
Einfache Musikinstrumente, wie eine Flöte, Klangstäbe, Trommel oder Gitarre konnte sich jeder Mensch besorgen. Wer musikalisch war, hörte sich an was die anderen Musiker spielten und spielte es nach oder entwickelte es weiter.
Wer im Mittelalter in einem Orchester mit hochwertigen Instrumenten spielen wollte, klar der brauchte eine Ausbildung und einen gewissen Stand, aber einfacher Straßenmusiker konnte jeder werden. Wenn man es drauf hatte wurde man auch an die Höfe der Adligen eingeladen und konnte gut verdienen.
Dann wurde ja der Strom erfunden und viel später so Anfang des Jahrhunderts das Tonbandgerät, das sich dann ganz allmählich durchsetze. Bis es eines Tages zu dem denkwürdigen Moment kam, wo die Musikindustrie, die Vertretung und Förderung der Künstler geboren wurde. In einem Restaurant in den USA aß ein Musiker und der ärgerte sich darüber, dass in dem Restaurant seine Musik vom Tonband spielte. Er war der Meinung, dass seine Musik so gut war, dass dadurch eine angenehme Stimmung in dem Restaurant herrschte und er am Umsatz beteiligt werden müsste. Als er dies dem Wirt erzählte, zeigte der ihm einen Vogel und meinte er hätte doch eine Meise, schließlich hat er ja das Tonband bezahlt und damit auch das Recht erworben, es dort abzuspielen wo er will. Der Musiker klagte und bekam Recht. Wenn man das Tonband öffentlich abspielt, muss man den Künstler am Umsatz beteiligen. Die Geburtsstunde der Künstlervertretung, die das Geld einsammelte und an die Künstler verteilte war da und damit war auch die Musikindustrie geboren. Wie das so im Kapitalismus ist wurde der Markt aufgeteilt und die Künstler überschrieben ihre Urheberrechte der Musikindustrie, die die Musik vermarktete und sich damit eine goldene Nase verdiente. Allen voran der Disney-Konzern sorgte dafür, dass das Urheberrecht immer weitere Ausmaße annahm und man an Musikstücken immer noch Geld verdienen konnte, wenn der eigentliche Urheber schon lange gestorben war.
Als dann die Schallplatte erfunden wurde, ging das richtig los mit dem Umsatz. Die Erfindung der CD brachte dann einen Geldsegen ohne Ende für die Musikindustrie, die im Geld schwamm und mächtiger denn je wurde. Alle glaubten, dass das ewig so weiter geht und die ganzen Groupies ständig vor der Tür stehen und vernascht werden wollen. Von dem ganzen Kaviar, Sex und Drogen wurde dann das Gehirn etwas matschig und die Musikindustrie bekam die Marktentwicklung nicht so richtig mit. Man glaubte einfach, das geht ewig so weiter und die gebratenen Enten fliegen einem direkt in den Mund…
Die Erfindung des CD-Brenners ermöglichte es Musik-Cds digital und ohne Qualitätsverlust zu kopieren. Das MP3-Format ermöglichte es die Musik ohne hörbaren Qualitätsverlust zu komprimieren und Napster letztendlich ermöglichte es diese MP3-Musik über das Internet zu tauschen. Das hat die Musikindustrie alles total verpennt und war jetzt in heller Aufregung, weil die Kunden ja die CDs kaufen sollten und nicht ihre Musik über das Internet tauschen sollten. Man hatte es schlichtweg verpennt, die neue Technologie zu evaluieren und selber im Internet etwas anzubieten und dort Musikstücke zu verkaufen.
Sowas wie Umsatzrückgang oder Verlust gab es gar nicht in der Musikindustrie, das bildete man sich nur ein. Allein das gefühlte Unrecht, man könnte noch viel mehr verdienen, wenn die Musik nicht im Internet verteilt würde, brachte die Musikindustrie auf die Barrikaden. Man fing an die eigenen Kunden zu verklagen und die Künstler zu instrumentalisieren. Allen voran Metallica und Prinz verklagten daraufhin die eigenen Fans, wegen Filesharing aber auch Fan-Websites im Netz.
Dann viel der Musikindustrie aber auf, dass sie sich bei den eigenen Kunden zunehmend unbeliebt machte. Schließlich soll ja niemand beim Weihnachtsgeschäft daran denken, dass er von Sony gerade verklagt wird, wenn er die CDs und Playstation kauft. Deswegen gründete man Interessenvertretungen wie die GVU oder RIAA, die sich dann ohne den Namen der Konzerne, die dahinter standen, unbeliebt machen konnten. Gerade bei der GVU ist dies eine Phrase, weil die Mitarbeiter überwiegend von Warner Brothers bezahlt werden und auch von deren Büros aus arbeiten. Diese Interessenverbände fingen dann im Namen der Musikindustrie an rumzuheulen, dass ja alles illegal ist und Arbeitsplätze gefährdet sind. Deswegen brachte man Gesetzesverschärfungen auf den Weg, damit alles noch besser verfolgen und bestraft werden konnte und nannte diese: Körbe der Urheberrechtsnovelle. Das klang dann ein bisschen so, als würde das Rotkäppchen in einem Korb die Gesetze bringen und nicht ganz so gefährlich. Das Ziel hingegen war klar: Man wollte die totale Kontrolle über den Content und die Verbreitung. Ohne dafür zu bezahlen, sollte es dem Kunden unmöglich sein Content zu genießen. So etwas wie die Privatkopie, musste abgeschafft werden!
Eine Sony-Anwältin sagte in einem Verfahren in den USA: Es ist ein Verbrechen, wenn man sich eine CD kauft und diese anschließend auf den MP3-Player kopiert [1]. Selbstverständlich müsste man sich die MP3-Stücke bei Sony kaufen! Diese Aussage zeigt, wie die Musikindustrie denkt.
Eine andere Totgeburt der Contentindustrie war DRM (Digitales Restriktions Management). Die DVD durfte ohne DRM nicht im Handel erscheinen, weil Hollywood angst vor Kopien von den Filmen hatte. Deswegen wurde für viel Geld ein DRM-System für die DVDs entwickelt, dass dafür gesorgt hat, dass die DVD ein Jahr später auf den Markt kam und die Abspielgeräte erheblich teurer waren, weil sie die DVD zusätzlich noch entschlüsseln mussten. Die Geschichte ist bekannt, den Kopierschutz konnte man einfach mitkopieren oder mit einem Generalschlüssel, der bekannt wurde ausschalten.
Auch im Musikbereich konnte man den Kopierschutz überwiegend mit sehr einfachen mitteln aushebeln.
Dabei muss man ganz klar sagen, dass Musik und Abspielgeräte mit DRM minderwertig sind. Man zahlt mehr dafür, weil man ja DRM mitbezahlen muss und verzichtet dafür auf sein Recht der Privatkopie. Abspielgeräte verbrauchen mehr Strom für die DRM-Behandlung und sind teurer. Dabei behindern solche DRM-System nur die ehrlichen Kunden. Wie man so einen Schwachsinn ernsthaft als Kundenservice verkaufen kann ist ein Rätsel.
Die Musikindustrie behauptet ja immer von sich, dass sie die Kultur und Künstler fördern würde. Dies ist Schwachsinn, da dies Jahrtausendelang auch ohne Musikindustrie funktioniert hat. Die Musikindustrie behindert die Vielfalt der Kultur, da sie nur Mainstream Musik fördert, mit der sich gut Geld verdienen lässt. Freie Webradios, die auch andere Musikrichtungen gespielt haben wurden weggeklagt oder die Auflagen wurden so verschärft, dass sie nicht rentabel betrieben werden konnten. Junge Künstler werden gerne mit Knebelverträgen ausgebeutet von der Musikindustrie. Mit ihrem Gesetzesverschärfungen zum Urheberrecht verhindert die Musikindustrie, dass alte Kulturschätze restauriert und auf neue Medien kopiert werden können. Die Musikindustrie vernichtet Kultur und fördert sie nicht!
Für die Vorratsdatenspeicherung wurde ja der Terrorismus als vorgeschobener Grund benutzt. Der eigentliche Hintergrund war, dass man Internetnutzer, die Musik im Internet über Tauschbörsen tauschten ermitteln wollte.
Dazu hat sich Bertelsmann eine besonders widerwärtige Taktik ausgedacht. In der RTL2 Sendung Tatort Internet gibt man vor für die Sicherheit der Kinder im Internet zu kämpfen. Diese wäre aber nur gewährleistet, wenn man den gesamten Internetverkehr überwachen und auswerten würde. Mit den dabei gewonnen Daten könnte man dann auch gleich die Tauschbörsen-Benutzer mit ermitteln. Des Weiteren könnte man Leute ermitteln, die Viagra oder andere Medikamente im Internet ohne Rezept bestellen, wer sich sogenannte Killerspiele im Ausland bestellt, weil sie in Deutschland verboten sind und natürlich wer regierungskritisches Material verbreitet…
Der Grund, warum die Musikindustrie das macht und die Politik es zulässt, ist wahrscheinlich die Informationskontrolle. Wenn es viele unabhängige freie Künstler gäbe, die von ihrer Kunst leben könnten, dann wären diese für die Musikindustrie schwer kontrollierbar. Über das Internet könnten die sich eigene Geschäftswege aufbauen, die unabhängig von globalen Konzernen wären. Sie wären Denkschmieden für neue Geschäftsmodelle, Fortschritt und Politik. Sie würden die altbewährten, unflexiblen und verkrusteten Strukturen aufreißen und ändern. Dadurch würden sie Machtstrukturen ganz massiv ändern. Wer aber Macht hat, klammert sich mit allen Mitteln an diese und wird sie niemals freiwillig abgeben.
Deswegen wird im Moment von der Politik ganz massiv die Elitenbildung gefördert. Bestimmte Universitäten werden zu Eliteuniversitäten ernannt. Das Schulsystem wird dahingehend geändert, dass die Elite auf das Gymnasium kommt und die Arbeiterkinder auf die Gesamtschule. So kann man denen, die die Elite darstellen etwas mehr Wissen zukommen lassen und die Arbeiter dumm und ausbeutbar halten. Ein freier Meinungsaustausch über das Internet würde dem nur entgegen wirken. Man müsste sich mal vorstellen, Politiker oder Militär müssten sich an das Gesetz halten, weil über das Internet unkontrolliert alle Verbrechen dokumentiert werden. Das ist das Letzte was unsere selbsternannte Elite gebrauchen kann. Deswegen muss alles in alt bewährte Strukturen gepresst werden und revolutionäre neue Gedanken darf man gar nicht aufkeimen lassen.
Fazit:
Fuck Sony Entertainment und Universal und Warner und EMI noch dazu! Weil ihr für eure Profitgier mithelft diese Welt und das Internet in einen totalitären Überwachungsstaat zu verwandeln. Ihr schadet der Vielfalt der Kultur, der Bildung, Kreativität und freien Meinungsäußerung! Auf lange Sicht schadet ihr euch auch ganz massiv selber aber dafür seid ihr viel zu dämlich, um das zu erkennen und deswegen kann man euch einfach nur boykottieren. Ich rufe jedem dazu auf sein iPhone [1] oder PS3 freizuschalten für jede Software, denn die Hardware gehört dem Kunden, wenn er sie gekauft hat und kein globaler Konzern kann uns vorschreiben, was wir mit unserem Eigentum machen!
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Hey, so wie du das darlegst, klingt es ja gar nicht mehr so abgefahren. Super Artikel!
Ich möchte noch anmerken, dass die Musik- und Filmidustrie gar kein so großer Wirtschaftsfaktor ist. Der Anteil der Kultur- und Kreativwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt beträgt ca. 2,6 Prozent. Die Vertreter der Branche behaupten immer, das wäre viel und sie wären wichtig, aber man muss bedenken, dass in vielen Fällen die Urheber und Rechteinhaber im Ausland, meist den USA sitzen (Hollywood etc.). Außerdem würde es auch eine Kreativwirtschaft geben, wenn es gar keine Verwertungsrechte gäbe – dann wären nur die Bedingungen anders. Aber es gäbe sehr wohl eine Nachfrage und es würde sich garantiert auch jemand finden, der sie bedient. Also ist die Kreativwirtschaft gar nicht so wichtig für den „Standort“. Im Gegenteil könnte es auf längere Sicht gesehen für den „Standort“ gerade von Vorteil sein, wenn Urheberrechte etwas freier interpretiert werden und so der Bevölkerung mehr Bildung zukommt. Zu diesem Ergebnis kommt auch Eckhard Höffner in seinem Buch „Geschichte und Wesen des Urheberrechts“, Zitat: „Höffners steile These: Nur dank fehlenden Urheberrechts und eines blühenden Verlagswesens – nicht zuletzt für technisch-wissenschaftliche Fachliteratur – konnte sich das Agrarland Deutschland, das an der Schwelle zum 18. Jahrhundert noch mit einem Fuß im Mittelalter stand, zur führenden Industrie- und Wissenschaftsnation entwickeln.“ http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33092/1.html
Die Verschwörungstheorie ist daher tatsächlich folgende: Der Kreativwirtschaft und den Urheberrechten wird nur deshalb so viel Bedeutung beigemessen, weil sie über Bildung und auch Information bestimmen. Eine gebildete und informierte Bevölkerung lässt sich nicht so leicht manipulieren, daher müssen die Mächtigen die Kreativwirtschaft beherrschen. Wenn man sieht, dass 4 Musikkonzerne über 80% aller gehandelten Musikrechte besitzen und auch die Film- und sonstige Medienlandschaft durch wenige Konzerne dominiert wird, sieht man, worauf das mit den Verwertungsrechten hinausläuft: Die Urheber MÜSSEN sie verkaufen und sich der Vertriebswege der großen Konzerne bedienen, sonst haben sie gar keine Chance am Markt. Diese Verwertungsrechte sammeln sich dann nach und nach immer stärker in immer weniger Händen. Diese Monopolisten bzw. Oligopolisten haben dann die Macht über unsere Kultur.
Großartiger Artikel! *Hut ab*
During willst das Blog von Vigilant Citizen ergooglen und lesen.
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Die beschämende Geschichte des Urheberrechts:
http://www.youtube.com/watch?v=tk862BbjWx4
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